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Bundessieg für Florentine und Ole

Der Bundespreis wurden von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, übergeben
Details dazu gibt es hier.
Zum Video der Feierstunde am 30. Mai 2015 in Ludwigshafen geht es hier.
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Florentine Mostaghimi-Gomi und Ole Keim (beide im Abiturjahrgang, S 4) …
… haben sich über den Regionalwettbewerb und den Landeswettbewerb Jugend forscht für den Bundeswettbewerb qualifiziert und werden dort die Forschungsergebnisse zu ihrem Projekt „Pygmy Hippopotamus – Analyse eines Fossilfunds in Sedimenten des mittleren Miozäns in Westzypern“ mit der Bundesjury diskutieren. Doch das Projekt ist auch wenige Wochen vor dem Start beim Bundeswettbewerb in Ludwigshafen (26.–30. Mai 2015) noch nicht abgeschlossen. Ihr Fossilfund wirft trotz zahlreicher Analysen und trotz intensiven Austauschs mit Paläontologen und anderen Experten/Wissenschaftlern im In- und Ausland immer noch Fragen auf, auf die eine Antwort gefunden werden soll.
Wichtig ist eine detaillierte Geländeaufnahme (=> Kartierung) für den Bereich der Fundstelle und deren näherer Umgebung. Sie soll Informationen über die Gesteinsbildungsprozesse und die geologischen Detailstrukturen der Landschaft liefern, aus denen wiederum weitere Anhaltspunkte bzgl. des Alters und der Todesumstände des fossilen Zwergflusspferdes abgeleitet werden können.
Unter Anleitung ihres Betreuungslehrers Wolfgang Fraedrich reiszen Florentine und Ole vom 6.–9. Mai 2015 daher noch einmal nach Zypern, um die noch ausstehenden Untersuchungen vor Ort durchzuführen.
Mittwoch, 6. Mai 2015
Wir haben uns um 7:45 Uhr am Flughafen getroffen. Check in und Sicherheitscheck haben wir zügig hinter uns gebracht und sind dann pünktlich um 9:30 Uhr Richtung Frankfurt am Main gestartet, von wo es um 12:20 Uhr weiter Richtung Larnaca ging. Der Flug führte diesmal über Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien und die Türkei, die Landung war mehr oder weniger pünktlich um 17:00 Uhr Ortszeit.
Auf das Mietauto mussten wir dann allerdings noch fast eine Stunde warten, weil die meisten Fahrzeuge des Fuhrparks noch nicht verfügbar waren. Die Zeit überbrückten wir auf Kosten des Autovermieters in einem Café im Flughafenterminal.
Um 18:30 Uhr aber starteten wir in Richtung Paphos/Pegeia, die rd. 150 km lange Fahrt – fast ausschließlich über die Autobahn – verlief reibungslos in gemütlichem Tempo (Limit in Zypern 100 km/h) und wurde nur durch einen Einkaufsstopp für 30 min. unterbrochen. Die versteckt gelegene Apartmentanlage mussten wir zwar suchen (die Adresse war nicht im Navi gespeichert), einer von vielen netten älteren Herren in einer Taverne sagte aber, er würde gleich vorweg fahren, bevor er es uns umständlich erklärt, wie man dorthin gelangt. Kurze Zeit später hatten wir unser Ziel erreicht, uns eingerichtet und die Planung der Geländearbeit für den nächsten Tag besprochen.

Blick auf die Frontseite der Apartmentanlage, in deren obersten Geschoss wir gewohnt haben – mit faszinierendem Blick in Richtung Mittelmeer
Erst um 23:45 Uhr war die Zeit gekommen, ins Bett zu gehen. Der lange Blick von der großen Terrasse auf den abnehmenden Mond (94,3 % der Fläche waren noch von der Sonne beleuchtet) – inmitten eines sternenklaren Himmels – verschaffte die nötige Entspannung.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Aufstehen war um 6:30 Uhr. Die Sonne war längst aufgegangen und erstmals genossen wir den weiten Blick in Richtung Meer:
Nach dem Frühstück sind wir dann um 8:00 Uhr ins Gelände gefahren. Dazu mussten wir zunächst etwa 15 km weiter nach Norden im äußersten Westen der Insel fahren, bevor wir in die kurvenreiche Straße zwischen Pegeia und Kathikas abbiegen konnten.
Zunächst fuhren wir zur Fundstelle, die wir auch problemlos wiederfanden. Sie war unverändert, demnach hatte sie niemand nach uns entdeckt oder „bearbeitet“. Wir nahmen sie zunächst in Augenschein.
Entscheidend war aber nun, das Umfeld der Fundstelle „unter die Lupe zu nehmen“. Wir fuhren zunächst die Straße nach oben ab und verschafften uns dabei an den zahlreichen Straßenaufschlüssen einen Eindruck von den Lagerungsverhältnissen, um dabei festzustellen, dass es immer wieder Abschnitte mit gebankten Meereskalken (sie sind ein Hinweis auf ursprünglich im Meer so sedimentierte Kalke) und umgelagerten Meereskalken gab – in unterschiedlicher Meereshöhe. Auch an der Fundstelle sind im unmittelbaren Bereich umgelagerte Kalke, die aber von gebanktem Material unterlagert und überlagert sind, auch die gegenüberliegende Straßenseite zeigt gebankte Kalke, die zudem „gebogen verlaufen“ und Verwerfungen zeigen, also tektonisch beansprucht worden sind.
Um den ganzen Eindrücken und Beobachtungen eine klare Struktur zu geben, entschlossen wir uns dann, die Stratigraphie des gesamten Gesteinskomplexes entlang der Straße zwischen 50 m und 400 m Höhe systematisch aufzunehmen. Dazu mussten wir allerdings den auf Luftdruck reagierenden Höhenmesser einmal exakt eichen, sind dazu hinunter an die Küste gefahren und haben dort auch eine kurze Pause eingelegt und auch den Schatten unter Palmen genossen. Die Schattentemperatur hatte inzwischen fast 30 °C erreicht – und in der Sonne war es entsprechend wärmer!

Zwischenstopp an der Küste, im Hintergrund der gestrandete Frachter Edro III, der dort am 8. Dezember 2011 in stürmischer See auf den Untergrund auflief
Etwa um die Mittagszeit ging es dann wieder aufwärts. Jeder auffällige Schichtübergang wurde festgehalten und per Höhenangabe zugeordnet. Vereinzelt sind auch Aufschlussstrukturen nicht nur fotographisch dokumentiert, sondern auch graphisch festgehalten worden, um so in diesen Zeichnungen auch gleich wichtige Informationen verorten/festhalten zu können.

Ein typisches Beispiel für die geologsichen Strukturen: im unteren Abschnitt liegen geschichtete Kalksedimente (einst vor über 15 Mio. Jahren im Ozean abgelagert, dann gehoben und von Verwerfungen durchzogen), darüber liegen umgelagerte terrestrische Sedimente aus der jüngeren geologischen Epoche
Aufgrund der prallen Sonne und den fast 30 °C haben wir am frühen Nachmittag zunächst eine Pause eingelegt und sind ins Quartier zurück gefahren. Dort haben wir dann aber erste Ergebnisse auch sortiert und Fotos beschriftet.
Am späten Nachmittag ging‘s dann noch einmal zur Fundstelle, die dann genauer untersucht werden sollte – und siehe da, es tauchten immer mehr Knochenreste und Zähne auf. Wir hatten also im April letzten Jahres nur einen Teil des Fundes gesehen, quasi damals nur „die Spitze des Eisbergs“ entdeckt. Mit Schabewerkzeugen und großer Wurzelbürste wurde die Fundstelle nun viel großflächiger freigelegt und gereinigt, die Dokumentation verschoben wir auf den nächsten Tag, denn die Arbeit endete mit dem Blick auf den phantastischen Sonnenunterlang über dem Mittelmeer.
Auf dem Weg zurück machten wir einen Stopp fürs Abendessen in einer Taverne, um 21:30 Uhr waren wir zurück im Quartier – und ziemlich geschafft vom langen Tag mit der für uns zu dieser Jahreszeit starken Sonneneinstrahlung und den hohen Temperaturen. Um 23:00 war Bettruhe.
Freitag, 8. Mai 2015
Auch heute standen wir wieder um 6:30 Uhr auf, um pünktlich gegen 8:00 Uhr in Richtung Gelände zu fahren – es war einfach noch zu viel zu erledigen. Nachdem wir am Abend zuvor die Fundstelle bei der tief stehenden Sonne weiter freigelegt hatten, begannen wir mit der genauen Dokumentation – doch dabei mussten wir feststellen, dass noch immer nicht alles freigelegt war. Also wurde weiter geschabt und gefegt. Boden und darauf wachsendes Gras mussten behutsam beseitigt werden. Dabei kamen weitere Kieferknochen und auch Knochen von Gliedmaßen zum Vorschein, teilweise nahezu komplett erhalten. War es etwa nicht nur ein Tier, sondern waren es womöglich mehrere?
Schließlich – nach weiteren zwei Stunden – lag die ganze Fläche frei. Die gesamte Fundstelle wurde nun fotographisch (als Panorama) und per differenziert angelegter Handzeichnung erfasst.
Wir entnahmen noch drei Proben vom Sediment, in dem die fossilen Rest eingebettet liegen, und von den beiden Schichten, die unmittelbar unter und über der fossilführenden Schicht anstehen. Sie werden noch im Labor des Mineralogisch-Petrographischen Instituts der Universität zu Dünnschliffen verarbeitet, die uns vermutlich weitere Informationen über die Entstehung der Kalke im Bereich der Fundstelle geben werden. Und diese sind wiederum wichtig für die Interpretation des Fossilfundes. Die fossilen Reste haben wir aber komplett im Gestein belassen, um die Fundstelle zu bewahren.
Gegen Mittag haben wir dann wieder eine Pause eingelegt und haben uns in unser kühleres Apartment zurückgezogen, um dort dann aber die gestern erfasste Stratigraphie noch einmal zu prüfen und festzulegen, was noch zu ergänzen bzw. ggf. zu überprüfen ist.
Am frühen Nachmittag fuhren wir dann erneut ins Gelände. Auf dem 15 km langen Weg dorthin wurde der Höhenmesser noch einmal bei einem kurzen Strandstopp auf die 0 m Meereshöhe kalibriert. Anschließend fuhren wir die kurvenreiche Straße aufwärts bis auf über 400 m Meereshöhe und ergänzten alle noch fehlenden Informationen. Im Übergang vom schmalen Küstensaum zum Vorgebirge entdeckten wir Korallenkalke.
Im Anschluss daran erkundeten wir das nördlich des Fundgebietes liegenden tief eingeschnittene Tal, erkannten auch dort an mehreren Stellen klare Schichtungen (also gebankte Kalke).
Schließlich war es später Nachmittag. Noch einmal fuhren wir hinunter zur Küste an die Bucht mit dem gestrandeten Frachter und waren zudem von einer der vielen Bananenplantagen Westzyperns begeistert.
Das Abendessen bestand diesmal aus „Baked Beans“, die wir uns selbst zubereitetet hatten.
Anschließend wurde das weitere Vorgehen für die Auswertung des im Gelände Erarbeiteten bsprochen – noch bleiben rd. 14 Tage Zeit bis zum Bundeswettbewerb.
Um 22:30 Uhr fielen wir alle müde und geschafft ins Bett.
Samstag, 9. Mai 2015
Heute war schon wieder der Rückreisetag. Nach Frühstück und mit gepackten Koffern ging es zurück über die Autobahn zunächst bis Akrotiri, einer kleinen Gemeinde südlich von Lemessos (Limassol), von dort aus wollten wir an die Küste, um die Region um die Fundstelle der pleistozänen Zwergflusspferde zu sehen. Doch da es britisches Militärgelände ist, war der Zugang zu dieser Stelle nicht möglich – am Checkpoint konnte für uns keine Ausnahme gemacht werden. Also ging es weiter und die Zeit nutzen wir noch für einen Abstecher ins Zentrum von Larnaca, dorthin, wo wir im April letzten Jahres drei Tage verbracht hatten. Ein kurzer Strandbummel und ein Imbiss im Tuck Inn schlossen unseren Aufenthalt in Zypern ab.
Es ging zurück zum Flughafen.
Um 16:15 Uhr startete unser Flug nach Frankfurt pünktlich, um 21:35 waren wir wieder zurück in Hamburg.
Vier erfolgreiche Tage lagen hinter uns, die sich für unser Projekt mehr als gelohnt haben!