„Blumen statt Wodkalöffel“ – Der russische Zar war so begeistert über die Geschichte von „Stepka-rastrepka“ (Struwwelpeter), dass er Heinrich Hoffmann, dem Autor, einige Wodkalöffel schenkte (s. Internet). Einen Zaren hat Russland nicht mehr, stattdessen wurde während unserer Projektwoche Putin zum zweiten Mal inthronisiert – ein Ereignis, das sicherlich viele von uns im Fernsehen mit verfolgt haben. Da unsere deutsch-russische Aufführung von Struwwelpeter sicherlich nicht minder amüsant war als die Original-Erzählungen, erhielten auch wir Präsente, allerdings Blumen statt Wodkalöffel. (Putin soll Antialkoholiker sein.)
Die Aufführung unserer „Struwwelpeter“-Interpretation, in der die Helden der neun voraufgegangenen Theaterprojekte mit Struwwelpeter, Paulinchen & Co. in Beziehung treten, war ein Hamburger Beitrag zum Deutschlandjahr in Russland und natürlich der Höhepunkt unserer Woche in St. Petersburg.
Da die Hamburger Premiere erst sechs Wochen zurück lag, brauchten wir nur wenige Proben und gewannen Zeit für zusätzliche Unternehmungen: ein Tagesausflug in die altrussische Stadt Nowgorod, ein Besuch in der letzten Wohnung Dostojewskis und in dem kleinen, sehr ursprünglich gehaltenen Museum über die Belagerung Leningrads.
Besonders interessant war es für uns auch, die Feiern zum 9. Mai, dem russischen Jahrestag des Kriegsendes, mitzuerleben: drei Tage schulfrei (deshalb musste sonntags vorgearbeitet werden!), große Transparente in den Straßen und in der Aula unserer Schule Nr. 72, Musik und Tanz auf vielen öffentlichen Plätzen, Paraden auf dem Newskij Prospekt und natürlich im Fernsehen. Einige hatten Angst, wie „die Russen“ an solch einem Tag auf den Klang der deutschen Sprache reagieren würden, aber die Sorge war unbegründet. Ich kenne kein Volk, das trotz der stets präsenten Erinnerung an den Krieg so deutschfreundlich ist wie die Russen. Das gilt insbesondere zwischen Jugendlichen.
Unser 10. deutsch-russisches Theater-Kooperationsprojekt ist nun abgeschlossen und damit die Ära der Projekte Wegehenkel-Hertel-Chrulewa-Zimina zu Ende. Unsere deutsch-russische Schulpartnerschaft wird jedoch weitergehen, z.B. wenn am 10. Juni die über dreißigköpfige Schüleraustauschgruppe unter Leitung von Frau Echkina, Herrn Burghardt und Frau Matussek nach St. Petersburg fährt.
E. Hertel
PS
Die erste russische Übersetzung des „Struwwelpeter“ aus dem Jahr 1849 diente Heinrich Hoffmann als Quelle für die heute bei uns bekannte Fassung, d.h. auch hinter den beliebten Struwwelpeter-Geschichten steht eine deutsch-russische Kooperation. Übrigens würde Heinrich Hoffmann jetzt am 13. Juni 203 Jahre alt …