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Venedig 2011

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Avanti, avanti!
Literarische Spurensuche in den Gassen Venedigs mit den zwei Deutsch-Leistungskursen des S 3

 

Ein Bericht von Michelle Jouy [S3 Leistungskurs Deutsch (Rg)]

„Hier ist es, das Venedig Ihrer Träume –- die Besucher umwerbend, faszinierend, verwirrend und begeisternd wie keine andere Stadt der Welt.“ So steht es in meinem Reiseführer schwarz auf weiß geschrieben und ich fühlte mich bestätigt, meine Euphorie über die bevorstehende Venedig-Reise mit unserem Deutsch-Leistungskurs stolz herumzuposaunen.

Nach einer spontanen „Kofferpackaktion“ am Morgen vor der Abreise geht’s zum Flughafen.
Anhand der unterschiedlichsten Koffergrößen unserer Gruppe am Flughafen bin ich am Schwanken, ob ich denn nun deutlich zu viel oder deutlich zu wenig eingepackt habe und gebe grübelnd mit den 32 anderen Schülern sowie Frau Rogga und Frau Schwemmler meinen Koffer auf. Es sollte sich herausstellen, dass ich für mich genau richtig gepackt hatte und letztendlich nichts vermisste, doch das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

In jenem Moment wird sich erst einmal reichlich verabschiedet: von Freunden und Eltern und kurze Zeit später von Nivea-Dosen, Handcremes und Trinkflaschen am Gate. Als eine monotone Stimme aus dem Lautsprecher verkündet, LH 017 nach Frankfurt sei jetzt bereit für’s Boarding, bildet sich schnell eine Schlange mit vielen stolzen Besitzern knallbunter „Duty-Free-Tüten“, die vielleicht die ein oder andere Nivea-Creme beinhaltet. Spätestens im Flugzeug ist jedem Mitreisenden klar, dass wir eine zusammengehörende Schülergruppe sind, denn wir sind so fleißig am Tauschen unserer Plätze, dass man meinen könnte, wir würden „Die Reise nach Jerusalem“ spielen. Anders als bei diesem beliebten Kinderspiel bekommt jedoch jeder einen Platz und in Venedig dann auch den eigenen Koffer zurück.

Am Flughafen Venedigs dürfen wir nicht nur die deutlich wärmere Luft Venedigs, sondern auch die venezianische Bürokratie kennen lernen und werden schließlich mit unserem „eigenen“ Bus direkt zum Hotel nach Lido di Jesolo, das ca. 30 km vom historischen Zentrum Venedigs entfernt liegt, gefahren. Leider sehe ich die sicherlich schmunzelnden Gesichter unserer Lehrerinnen genauso wenig wie die wahrscheinlich verdrehten Augen der drei einzigen mitfahrenden Jungs, als wir in die „Via Giuseppe Verdi“ einbiegen. Bereits ab den ersten Metern sind entzückte „Hach, guck mal, hier kann man Schuhe shoppen“-Ausrufe zu hören, und als sich dann herausstellt, dass in eben dieser Schuhe- und Souvenir-Shoppingmeile auch das „Hotel International “eingereiht ist, begibt sich eine vor Optimismus strahlende Schülergruppe zur Zimmeraufteilung, um sich schon kurze Zeit später wieder zum Essen im Speisesaal des Hotels zu treffen. Nach den ersten drei Gängen sind sämtliche Verhungerphobien wie weggewischt, und als dann noch nach dem Salat, der Pasta und einem Fleischgericht von den immer strahlenden, freundlichen Kellnern das Dessert serviert wird, ernten diese nur große Blicke, die aus vollen Mägen zu sprechen scheinen.

Nach dem Essen erkunden einige noch die Gegend, die „dank“ des „Bavaria-Stüberl“, ein wenig Deutschland im Seebad Lido di Jesolo verbreitet. Dass dieses Lokal nicht das einzige „Stückchen Deutschland“ in der Umgebung Venedigs ist, wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen.

Am nächsten Morgen beim ausgiebigen Frühstück um acht im Hotel werden dann weitere Planungen verkündet und so finden wir uns noch vor zehn Uhr, mit Fahrkarte bewaffnet, an der naheliegenden Bushaltestelle ein. Deutsche Pünktlichkeit lässt den Blick einiger Schüler immer wieder ungläubig zwischen Fahrplan und der Straße wechseln. Der Bus ist tatsächlich schon über fünf Minuten zu spät! Nach weiteren fünf Minuten akzeptieren die meisten, dass es sich wohl um venezianische Zeitangaben handeln müsse. Als schließlich der völlig überfüllte Bus ankommt, entdecken wir schnell die Vorteile dieser venezianisch angegebenen Fahrzeiten: Statt – wie auf dem Fahrplan abgelesen – müssen wir anschließend keine halbe Stunde, sondern lediglich wenige Minuten auf einen völlig leeren Bus warten und können so zum Bootsanleger fahren – inklusive Sitzplatz!

Vom Bootsanleger geht es dann weiter mit einem Vaporetto, also dem als öffentliches Verkehrsmittel genutzten Schiff, sozusagen der „Wasser-HVV“ Venedigs, zur bekannten Lagunenstadt. In der Nähe des Markusplatzes angekommen, haben wir bis 18 Uhr Zeit, Venedig zu erkunden. In dieser Zeit geht es auch darum, unsere schon im Voraus erarbeiteten Referate, welche in eine Stadtführung eingebunden werden sollen, genauer zu planen und vom Finger auf GoogleMaps in die Realität umzusetzen.

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Ich persönlich habe Venedig als eine – besonders theoretisch – sehr schöne Stadt wahrgenommen, die aber leider in der Realität von einem Touristenvirus geradezu befallen ist. Dieses Virus haben sich natürlich die wenigen Venezianer, die noch zu sehen sind, zunutze gemacht und zaubern aus dem Nichts immer wieder die gleichen Verkaufsstände. Egal, ob auf dem Markusplatz, seitlich der Seufzerbrücke und sowieso in der Nähe aller größeren Touristenattraktionen – an diesen Ständen lässt sich mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine typisch venezianische Maske finden und mit einer etwas geringeren Wahrscheinlichkeit auch eine „original– Gucci-Tasche für sagenhafte zehn Euro – runtergehandelt von 65 Euro.

Was mir sehr gut gefällt, sind die verwinkelten Gässchen, die einen jedes Mal aufs Neue überraschen, wenn man um diese oder jene Ecke vom Touristenstrom abbiegt und plötzlich mutterseelenallein in einer Gasse steht, die schon nach wenigen Metern völlig willkürlich aufzuhören scheint. Ein Blick nach oben entlang der sich immer näher kommenden Hauswände verdeutlicht uns das Fehlen weiträumiger Bauflächen. Als wir von unserer Neugierde getrieben, die enge Gasse doch noch weitergehen, staunen wir nicht schlecht. Zu unserer Rechten tut sich plötzlich eine weitere, etwas breitere Gasse auf und es scheinen hier tatsächlich auch Einheimische zu wohnen, wenn man davon ausgeht, dass nicht allzu viele Touristen ihre Unterwäsche und Bettwäsche auf eine zwischen den beiden gegenüberliegenden Häusermauern gespannte Wäscheleine zum Trockenen aufhängen. Am Ende dieser Gasse ist nun aber wirklich Schluss, wie uns das erstaunlich blaue, ruhige Wasser zeigt. Gerade in diesem Moment fährt eine der berühmten Gondeln vorbei und wir müssen zu unserer Enttäuschung feststellen, dass der Gondoliere nicht singt. Auf der anderen Seite nimmt dieser fehlende Gesang den friedlich dahintreibenden Booten keinerlei Romantik und wären die Fahrten nicht so überteuert, wäre es sicherlich ein wirklich „venezianischer-Touri-Genuss“, in diesen Booten durch die Straßen Venedigs zu gleiten.

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Die nächsten drei Tage fahren wir mit dem Vaporetto nach Venedig, um uns von unseren Mitschülern durch das geradezu zum Verirren geschaffene Straßengewirr Venedigs führen zu lassen. Diese Stadtrundgänge werden jeweils in Zweier-Gruppen unter bestimmten, schon im Voraus erarbeiteten Themen, durchgeführt. Die Themenbereiche reichen von Shakespeare über Cornelia Funke und Goethe bis zur Stadtgeschichte Venedigs und noch weiter. Wir wissen jetzt nicht nur, wo Casanova sich zu Lebzeiten aufhielt, sondern lernen auch die friedliche Glasbläserinsel Murano kennen und folgen den Spuren Comissario Brunettis aus dem Kriminalroman „Venezianisches Finale“ von Donna Leon. Wir besuchen mehr oder weniger verhüllt die Basilica di San Marco, des Öfteren spazieren wir über die Rialtobrücke, essen überteuertes, venezianisches Eis und Pizza, lernen auch die absolut untouristischen Fleckchen Venedigs kennen und wir laufen, laufen und laufen: geradeaus, um Ecken, Kanten, Plätze und treppauf und treppab.

Zur Erholung gestalten sich die letzten beiden Tage deutlich entspannter und weniger fußaktiv. So frühstücken wir später und treffen uns anschließend, jeder LK für sich, auf den Dachterrassen des Hotels, um die letzten Tage Revue passieren zu lassen und weitere Ergänzungen zu den Referaten zu hören. Außerdem stellen Frau Rogga und Frau Schwemmler am letzten Tag in Venedig literarische Texte über Venedig vor und entlassen uns aus der heißen Mittagssonne mit dem Auftrag, selbst einmal einen literarischen Text über unsere Eindrücke von Venedig zu schreiben. Während es die einen an den Strand zieht, flanieren die andern lieber durch die schon so früh entdeckte Einkaufsmeile vor unserer Haustür mit den immer wiederkehrenden gleichen Schmuckstücken, Accessoires und Schuhen.

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Nach letzten Souvenireinkäufen heißt es dann auch schon Koffer packen und ein letztes Mal das üppige Abendessen genießen, denn am nächsten Tag geht es schon früh morgens wieder mit „unserem“ Bus zum Flughafen und in den Flieger nach Hamburg. Dort kommen wir alle gesund und relativ munter an, im Gepäck nicht nur neue Sonnenbrillen, Souvenirs und Schuhe, sondern auch neue Erfahrungen und viele Eindrücke und Erinnerungen.

Alles in allem hat mir die Reise nach Venedig sehr gut gefallen und meine anfängliche nur auf Reiseführer gestützte Euphorie wurde nicht enttäuscht. Ich habe allerdings noch einmal in diesem Büchlein geblättert und jetzt sind mir die Worte „der niemals versiegende Touristenstrom“ gleich viel schneller aufgefallen …

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